Dienstag, 11. Juni 2024

Warum Zimtschnecken?

Also so was!
Da sitze ich doch neulich in meinem Stammcafé, wo es immer so tolle Apfelwähe gibt, und ich bestelle einen doppelten Espresso und eben eine Apfelwähe, und da heisst es, es gebe einen doppelten Espresso, aber keine Apfelwähe, auch keine andere Wähe, kein Cake und keine Muffins, sondern Zimtschnecken.

Zimtschnecken.
Die ganze Schweiz, ganz Deutschland und überhaupt ganz Mitteleuropa werden mit diesen schrecklichen Zimtschnecken überflutet. Dabei sind die Dinger eigentlich nur eine Abart der guten alten Schneckennudel, ein bisschen langweiliger Hefeteig, notdürftig aufgepeppt mit einer viel zu süssen, viel zu klebrigen und viel zu zimtigen Füllung. Und wo kommen die furchtbaren Machwerke her?
Aus Schweden.

Aus Schweden kam ja noch nie Gutes.
Im 17. Jahrhundert, ich meine jetzt die Zeit zwischen 1618 und 1648, war der Ruf «Die Schweden kommen!» ein Ruf des Terrors, der Angst und des Schreckens. Die Truppen Gustav Adolfs wüteten in Mitteleuropa, die Soldateska des Herren Wasa mordete, plünderte und liess ganze Landstriche in Rauch und Asche aufgehen. Und wo sie nicht wüten konnten, da schleppten sie wenigstens die Pest ein.

Aus Schweden kam noch nie Gutes.
Die Schwedinnen-Filme verwirrten die Nachkriegsjungs und führten sie von einer reinlichen, keuschen und frommen Lebensweise zu Orgien und Ausschweifung. Die barbusigen und blonden Mädels liessen ihnen das Testosteron zu Kopfe steigen, so dass sie zu keinem normalen anständigen und arbeitsamen Leben mehr fähig waren.
Gleichzeitig brachte Pipilotta der Jugend bei, dass ein Kind auch allein leben könne, dass Multiplikation nicht wichtig sei, dass man autonom sei, dass man Zucker auf den Boden leeren müsse, dass Lügen und Phantasie das Gleiche sei; eine ganze Generation wurde hier versaut und zu Rebellen und Anarchisten erzogen.

Aus Schweden kam noch nie Gutes.
Hatte man sich in den 70ern endlich einen guten Musikgeschmack mit viel Rock, Punk und Metal zugelegt, dann kamen Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid und bombardierten einen mit Ohrwürmern, gegen die man keine Chance hatte. Das ABBA-Phänomen war ja so, dass auch die, die Pop und Mainstream echt blöde fanden, auf einmal «Money, Money, Money» trällerten, dass eingefleischte Punker «I Have a Dream» nicht mehr aus dem Ohr bekamen, daher heisst ja die Liebe, die Menschen zu ihren Peinigern entwickelten, Stockholm-Syndrom.
Das ist natürlich jetzt Quatsch, aber es passt gut, oder?

Und dann kam IKEA.
Es gibt leider keine Informationen über die Krankheiten, die das schwedische Möbelhaus ausgelöst hat. Das Internet bietet mir Untersuchungen über die Schadstoffe in den Möbeln, auch über die mentale Gesundheit der Mitarbeiter, aber ich finde nix über die mentale Gesundheit der Kunden.
Wie viele Leute erlitten Nervenzusammenbrüche beim Montieren von TROTOBOL®, TRULLOTÜL® und TRUZOBALL®?
Wie viele Leute nehmen dauerhaft Medikamente, weil die Schubladen von HEFAM®, BIFAM® und MOBAM® klemmten? 
Wie viele Männer und Frauen versanken in eine Depression, weil PUTÖBÖ®, TÜBÜBÖ® und BÖBÜL® nach vier Stunden Montage wieder auseinanderfielen?

Nein, aus Schweden…
Und nun also die Zimtschnecken.

Es haben in der Schweiz schon eigene Läden aufgemacht, die solche Kanelbullar verkaufen. Und zwar zu Preisen, die einem den Schweiss ins Gesicht treiben. 6 Franken, 7 Franken, ja, 8 Franken sollen schon gesichtet worden sein; und zwar PRO Bullar und nicht für zwei oder drei. Diese Zimt-Schuppen werden allerdings den Weg gehen, den auch schon die Bubbletea-Läden und Schoko-Döner-Geschäfte, die die Mangosaft-Buden und Veganen Currywurst-Stände gegangen sind. In all denen Bubbletea-Läden und Schoko-Döner-Geschäften, in den Mangosaft-Buden und Veganen Currywurst-Ständen lief es immer nach demselben Muster:
Erster Monat: Schwieriger Anlauf.
Zweiter Monat: Rasanter Aufstieg durch etliche Instagram-, Facebook- und TikTok-Posts.
Dritter Monat: Triumph! Die Hütte ist jeden Tag voll.
Vierter Monat: Es lässt nach.
Fünfter Monat: Es lässt nach.
Sechster Monat: Pleite.
Es ist halt nicht nur wichtig, dass die Kunden zum ersten Mal kommen, sondern dass sie bleiben und immer wieder kommen. Also zum Bubbletea-Dauertrinker und zum Schoko-Döner-Daueresser werden…

Da sitze ich also neulich in meinem Stammcafé, wo es immer so tolle Apfelwähe gibt, und ich bestelle einen doppelten Espresso und eben eine Apfelwähe, und da heisst es, es gebe einen doppelten Espresso, aber keine Apfelwähe, auch keine andere Wähe, kein Cake und keine Muffins, sondern Zimtschnecken.
Und dann habe ich nur einen doppelten Espresso getrunken. – Der zum Glück nicht schwedisch war, denn die Schweden machen den dünsten Kaffee der Welt, sonst könnten sie nicht Tag und Nacht trinken.







 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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