Dienstag, 11. Juli 2023

Der Gesangsverein Dirtwyl und die deutsche Bundesregierung

Der Gesangsverein Dirtwyl (TG) muss eine absolut notwendige Statutenanpassung machen. Es heisst nämlich dort an mehreren Stellen:

«…wird per Post verschickt…»
«…wird per Post informiert…»
«…wird rechtzeitig per Post versandt…»

Natürlich ist das in den heutigen Zeiten nicht mehr ganz modern. Es sollte also vielleicht heissen:

«…wird per Post oder E-Mail verschickt…»
«…wird per Post oder E-Mail informiert…»
«…wird rechtzeitig per Post oder E-Mail versandt…»

Eigentlich ganz logisch.
Dennoch nimmt sich der Vorstand eine Stunde Zeit, um über diese Sache zu diskutieren. Folgende Fragen stehen im Raum:

Kann man alle Dokumente so präparieren, dass man sie elektronisch verschicken kann?
Ist der «Auch-Post-Versand» nicht ein Weg vom «Nur-Post-Versand» zum «Nicht-Post-Versand»?
Hat der Aktuar einen Computer?

Der Vorstand beantwortet die Fragen mit Ja, Nein und Ja und schlägt der Generalversammlung die Annahme der Statutenänderung vor.
Die GV des Gesangsvereins Dirtwyl (TG) diskutiert dann noch folgende Fragen:

Kann man alle Dokumente so präparieren, dass man sie elektronisch verschicken kann?
Ist der «Auch-Post-Versand» nicht ein Weg vom «Nur-Post-Versand» zum «Nicht-Post-Versand»?
Hat der Aktuar einen Computer?

Die GV beantwortet nach zweistündiger Diskussion die Fragen mit Ja, Nein und Ja und nimmt dann die Statutenänderung einstimmig an.

So.
So weit so gut.
Jetzt denken wir: Wenn ein simpler Verein eine so simple (selbstverständliche) Änderung der Statuten so sorgfältig diskutiert, so dass alle es verstehen, so dass alle mitkommen, so dass alle dahinterstehen, so dass alle es tragen, so dass alle mitreden und mitentscheiden, wie lange müsste dann ein Parlament über ein Gesetz reden und diskutieren, so dass alle es verstehen, so dass alle mitkommen, so dass alle dahinterstehen, so dass alle es tragen, so dass alle mitreden und mitentscheiden?
Eine Woche? Zwei Wochen? Drei Wochen?

Gestatten Sie, dass ich kichere.
Ein deutscher Abgeordneter musste per Gerichtbeschluss durchsetzen, dass das Heizungs-Gesetz im deutschen Bundestag nicht vor der Sommerpause durchgepeitscht wird. In zwei Stunden. Und das war nicht das einzige Ding; seit Corona regieren viele Parlamente immer noch im Krisenmodus. Alles schnell, alles hektisch, alles in letzter Minute.

Natürlich kann im System ohne Volksentscheid eine Regierungskoalition jedes Gesetzt mit ihrer Mehrheit durchbringen. Insofern müsste man die Meinung der Opposition gar nicht hören. Dann aber ist es keine Demokratie mehr. Und: Wertvolle Kritik und Ergänzung geht verloren.
Wenn allerdings die Opposition die Mehrheit in der zweiten Kammer hat, kann sie dort Gesetze blockieren, und dann hat man eine schöne Patt-Situation.

Warum aber ist das so? Warum braucht ein Gesetz in der Vorbereitung so lange und dann muss es schnell, schnell, schnell, schnell, schnell, schnell gehen?
Um das herauszufinden, müsste man in ein Ministerium hineingehen und den Menschen dort bei der Arbeit zugucken. Also schauen, was die da wirklich treiben. Im Habeck-Schuppen schaffen ca. 2000 Menschen. Was tun die da den ganzen Tag? Ein paar von denen hätten doch ein handwerklich gut gemachtes Gesetz in nützlicher Frist hinbekommen müssen.
Aber schauen Sie sich mal ein Bild von dem Habeck-Laden an: Das sieht aus wie ein Knast. Abweisend, hermetisch zu, mit festen Mauern und vergitterten Fenstern. Da läuft niemand rein und schaut, was da eigentlich getrieben wird.

Vielleicht sollte die BRD-Regierung eine Exkursion nach Dirtwyl (TG) machen. Muss aber gar nicht in die Schweiz sein. Denn diese Statutenänderung wurde auch bei ganz vielen deutschen Vereinen gemacht. Und überall hat man sich Zeit gelassen.
Und die Parlamente (nicht nur das deutsche!) sollten das auch tun.









 

 

 

 

  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen