Ich habe letztes Jahr wunderbare Ostereier im Internet bestellt. Und ich habe dieses Jahr weitere dazugeordert. Die Eier sind Unikate in Schwarz, Rot oder Blau, in Wachs- oder Batiktechnik, die in Osteuropa gefertigt und von einem Menschen in Deutschland vertrieben werden, einem Menschen, der selber keinen Profit machen muss – und der auch sehr vertrauensvoll ist. Man bestellt einfach mit Angabe der Adresse und bekommt eine Rechnung mitgeschickt, die man dann bezahlt. Man muss natürlich auch keine Anmeldung vollziehen und – das ist das Beste! – auch kein Passwort erstellen.
Nun brauche ich für die Ostereier eine Menge Zweige. Einerseits, weil ich noch mehr Eier bestellt habe und andererseits, weil die alten Zweige natürlich nicht mit umgezogen wurden. Da alle Basler Blumenhäuser mir nicht nach Hause liefern, finde ich die herrliche Seite www.zweige-fuer-alle, auf der man Zweige aller Baumarten und in allen Grössen findet. Allerdings: Zahlung wird mit Kreditkarte gemacht und – der Himmel hilf! – man braucht eine Anmeldung und dann ein Passwort. Ich registriere mich mit meinem Lieblingspasswort
Birglar7!
und werde sehr erstaunt: «Sie verwenden ein häufig benutztes Passwort. Bitte verwenden Sie ein anderes.»
Nun muss ich ein wenig ausholen: Zunächst hatte ich vor Jahren nur den einfachen Namen von Birglar, der «Perle des Duhrtales», verwendet und als Passwort
birglar
genommen. Dann kam die Mode auf, einen Grossbuchstaben zu verlangen, und ich schrieb
Birglar
Dann, es wurde immer komplizierter und komplizierter, verlangte man zum Grossbuchstaben auch noch eine Zahl. Die «Perle des Duhrtales» bekam noch die Glückszahl 7:
Birglar7
Dann, wir sind nun am Ende der Komplexität, brauchte es noch ein Sonderzeichen und es entstand
Birglar7!
Und dieses Passwort wird extrem viel benutzt? Nun, werden Sie sagen, wenn alle (wie viele sind es?) Einwohner von Birglar ihre Stadt verpassworden, dann gibt es natürlich auch die Kombi mit 7 und ! schon. Das Spannende ist nun, dass es Birglar nicht gibt. Es ist der Schauplatz der Erzählung «Ende einer Dienstfahrt» und Heinrich Böll hat die Gemeinde komplett erfunden. Wie übrigens auch das romantisch-reizende Flüsschen Duhr, wie auch dessen Tal.
Für den Hinweis mit dem häufigen Passwort gibt es nun zwei mögliche Erklärungen:
Die erste: Es gibt viel, viel, viel, viel, viel mehr Böll-Fans, als ich dachte. Es gibt Millionen von Menschen, die die Story über den ausgebrannten Jeep gelesen haben und lieben, und Hunderte von denen haben die Location als Passwort genommen.
Die zweite: Der Hinweis ist Blödsinn oder meint eigentlich «Passwort nicht sicher genug».
Ich halte – leider, als Böll-Fan, leider, leider – die zweite Möglichkeit für wahrscheinlicher.
Ich biete zweige-fuer-alle.de
Birglar77!!
an. Und die Seite akzeptiert.
Die Frage ist doch nun: Warum muss es immer Registrierung und Anmeldung und Passwort sein? Ich hätte kein Problem damit, wenn Sie in meinem Namen auf die Zweigeseite gehen und sich die Angebote ansehen, ich hätte nicht einmal ein Problem damit, wenn Sie alle meine Bestellungen sich ansehen und die Info weiterverbreiten. Oder versuchen. Denn wenn Sie in Runde würfen (oder werfen würden, ich bin ein Fan altmodischer korrekter Konjunktive): «Will jemand wissen, ob RH Buchen-, Eichen, Hasel- oder Weidenzweige bestellt?», es würde keine Sau interessieren.
Ich hätte ein Problem damit, wenn Sie in meinem Namen bestellten und mit meinem Geld bezahlten. Aber das ist ja mit einem anderen Passwort geschützt, nein, gar nicht mit einem Passwort, sondern das geht mit der 2-Faktor-Authenzifizierung.
Nein. Es muss doch nicht immer Passwort sein. Zumal man ja eigentlich immer sein Passwort ständig wechseln sollte und auch ja nicht (ja nicht!, ja nicht!) für verschiedene Anwendungen das gleiche Passwort setzen.
Deshalb haben viele Leute immer eine Liste von allen aktuellen und aktuellsten Passwörtern und diese Liste von aktuellen und aktuellsten Passwörtern liegt dann in ihrer obersten Schreibtischschublade. Was so sinnvoll ist, wie den Hausschlüssel unter die Fussmatte zu legen – was ja auch viele Leute machen…
Ich habe letztes Jahr herrliche Ostereier im Internet bestellt. Und ich habe jetzt weitere dazubestellt. Die Eier sind Unikate und einfach zu haben: Man bestellt einfach mit Angabe der Adresse und bekommt eine Rechnung mitgeschickt, die man dann bezahlt. Man muss natürlich auch keine Anmeldung vollziehen und – das ist das Beste! – auch kein Passwort erstellen.
Und dieses Verfahren sollte doch (wieder) Schule machen.
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