Freitag, 10. Februar 2023

Lehrermangel?

Der Lehrermangel scheint in Deutschland (und zum Teil auch in der Schweiz) zum echten Problem zu werden. In den nächsten Jahren werden Tausende von Lehrpersonen fehlen. Nun hagelt es tolle Vorschläge, Vorschläge, die auf den ersten Blick gut klingen, aber langfristig dazu führen werden, dass noch weniger Menschen den Lehrerberuf ergreifen:
Alle Lehrpersonen sollen 100% arbeiten MÜSSEN.
Wir machen die Klassen grösser.
Wir nehmen auch Quereinsteiger ohne JEGLICHE pädagogische Eignung, zahlen ihnen aber das Doppelte wie einem studierten Lehrer.

Dabei gäbe es eine einfache Lösung, eine Lösung, die jede(r) kennt, aber niemand wahrhaben will.
Die Zeitschrift «Bildung gestern heute morgen» hat eine Umfrage mit einer einzigen Frage unter Lehrpersonen gemacht. Die einzelne einzige simple Frage lautete:

Wie viel Beruhigungsmittel (in Einheiten à 10 Milligramm) brauchen Sie vor folgenden Ereignissen?
Normale Unterrichtsstunde
Besuch vom Schulleiter
Schulreise
Schullandheim (Schullager)
Elterntelefonat
Elterngespräch
Elternabend

So einfach und so klar. 1000 Lehrpersonen wurden befragt und ergaben folgende Auswertung:

 

Ereignis

Menge Beruhigungsmittel (in 10 mg)

Schulstunde

2,1

Schulleiterbesuch

3,2

Schulreise

5,8

Schullandheim (Schullager)

6,4

Elterntelefonat

15,7

Elterngespräch

31,9

Elternabend

57,8

Damit ist eigentlich alles gesagt. Jeder Lehrer und jede Lehrerin könnte hier Lieder singen.

Nun hat es bestimmte Formen bzw. Unformen und Arten bzw. Unarten von Eltern immer schon gegeben, nur dass diese Formen bzw. Unformen und Arten bzw. Unarten in der absoluten Unterzahl waren. Im ersten Elternabend der 5. Klasse – so berichtete meine Mutter – bat eine Mutter, nach dem Schwimmunterricht einzeln bei jeder Schülerin und bei jedem Schüler zu kontrollieren, ob die Kappe oder Mütze korrekt aufgesetzt wurde. Einfach zu sagen «setzt eure Mützen auf» würde nicht genügen, die Kinder würden ständig krank. Eine halbe Stunde rollten die Eltern vor Lachen auf dem Boden. Heute…ja, heute würde diese Mutter viel Zustimmung bekommen, 11-jährige Kinder sind mit dem Aufsetzen einer Pudelmütze ja auch überfordert.

(Ja, ich habe diese Geschichte schon einmal erzählt, vor 1 ½ Jahren, aber sie passt heute halt zu schön…)

Sam Levenson stellt in seinem Buch «Kein Geld, aber glücklich» die – wie er sie nennt – alte Zeit der – wie er sie nennt – neuen Zeit gegenüber:

 

Alte Zeit

Neue Zeit

Wenn ich aus der Schule kam, stellte die Mutter zwei Fragen: «Warst du heute brav?» und «Was hast du heute gelernt?»

Die Mutter im Zweitwagen stellt nur eine Frage: «Warst du heute glücklich?»

Wenn ein Kind schlechte Noten hatte, hiess es, dass es a) faul oder b) unaufmerksam war.

Wenn ein Kind schlechte Noten hat, heisst es, dass der Lehrer a) faul oder b) unaufmerksam ist.

Beide Dinge konnten nur von einer Person bekämpft werden: dem Schüler / der Schülerin

Beide Dinge können nur von einer Person bekämpft werden: dem Lehrer / der Lehrerin

 Zugespitzt, aber wahr.

So kann doch das Rezept nur lauten: Entmachtet die Eltern. Zum Beispiel durch folgende Massnahmen:
Eltern-Lehrer-WhatsApp-Chats mit einer Zeitbegrenzung (ohne Nacht, ohne Wochenenden)
Geheimnummern für Lehrerinnen und Lehrer
Gesetzliches Verbot von Privatkontakten von Eltern und Schulleitungen
Zentrale Prüfungen und zentral geregelte Übertritte

Entmachtet die Eltern. Hart, aber klar.

Denn: 570 Milligramm Barbiturat sind wahrscheinlich letal – und das verstärkt den Lehrermangel noch mehr…

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 

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