Das Telefon
Früher war es eine wirkliche Katastrophe, heute ist es einfach nur ärgerlich, aber es gehört zu den tatsächlichen Mysterien, dass es nicht klappt, ganz simpel einen Anschluss umzumelden und umzuschalten.
Wir werden in ein paar Jahren auf den Mars fliegen, dort Kartoffeln anbauen und Hühner züchten, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Die auf den Mars gebrachten Kartoffeln und die dorthin gebrachten Hühner werden gen-optimiert sein, sprich erstere in 61 möglichen Geschmacksrichtungen und zweitere gegen alle von der WHO anerkannten Krankheiten immun, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Wir werden in ca. 10 Jahren alle einen Chip in der Hand tragen, der alle bisherigen Karten ersetzt und uns voll ortbar macht, rund um die Uhr, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Unsere Ummeldungen hatten super geklappt, wir hatten alte und neue Adresse, die Telefonnummer und die Nummer der Glasfaserbuchse angegeben, die Swisscom hatte uns auch bestätigt, dass alles angekommen sei, und nun hätten – grosse Betonung auf dem Wort hätten – wir ein Set zugeschickt bekommen sollen, das unter anderem ein Glasfaserkabel enthält.
Das kam nie an.
Nun gingen wir dann die drei üblichen Schritte:
Zuerst probierte ich mit diversen USB-Kabeln (USB 1 mini, USB 1 maxi, USB 2, USB 3A, USB 3B und wie die alle heissen…) den Router anzuschliessen, was natürlich nicht gelang.
Dann der Anruf bei der berühmten 800 800 800, eine Nummer, die wohl jede in der Schweiz lebende Person schon gewählt hat, hier ein sehr netter (aber leider nicht kompetenter) Herr, der eine Stunde lang mit mir das Jetzt-noch-einmal-ausschalten-und-den-Knopf-5-Sekunden-gedrückt-halten-Spiel spielte. Wenn er kompetent gewesen wäre, hätte er gleich die magischen Worte gesprochen: «Ich schicke morgen einen Techniker.»
Der Techniker (Schritt 3) bringt das Kabel, das uns hätte geschickt werden sollen (oder «uns hätte werden sollen geschickt»?) und bastelt zwei Stunden – nie im Leben hätte ich das in Schritt 1 geschafft.
Früher hätte einen das natürlich absolut um den Verstand gebracht, weil man ja Tage und Wochen nicht erreichbar gewesen wäre, heute hat man ein Schmartfon, mit dem man auch seine Mails abrufen kann…
Wir können inzwischen Autos bauen, die nicht nur selber fahren und einparkieren, nein, die auch schon selber wissen, wo Sie eigentlich hinmöchten (selbst wenn Ihnen das gar nicht klar ist), aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Wir können diese Autos in ein paar Jahren mit Strom, Rapsöl, Pesto, mit Karotte oder Wasserstoff, mit Atemluft oder Scheisse (s.v.v.) betreiben, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Wir werden für diese selbstfahrenden Autos, die mit Strom, Rapsöl, Pesto, mit Karotte oder Wasserstoff, mit Atemluft oder Scheisse (s.v.v.) fahren, Strassen aus recycelter Pappe bauen, aber wir schaffen es nicht, ein Telefon umzuschalten.
Das Zerlegen von Möbeln
Damit meine ich natürlich nicht das, was wir immer wieder in den Biografien von Rockstars lesen:
… dies war dann der fünfzehnte Whiskey und dann ging Buddy Body auf sein Hotelzimmer und zerlegte den Kleiderschrank, den Schreibtisch und das King Size-Bett…
Nein, ich meine das korrekte und saubere Zerlegen von Möbeln, die dann am neuen Ort wieder zusammengesetzt werden.
Hier machen wir nun ein kleines Quiz: Welche Möbelstücke sind mehrfach umziehbar? Und wie gut? Machen Sie eine Rangliste:
a) ein ererbter Kirschholzschrank von 1810
b) ein Kleiderkasten der Firma Dorfwahn (BE) aus den 60er Jahren
c) ein BILLY®-Regal der Firma IKEA (dies wahrscheinlich eine redundante Info, da Sie alle Billy kennen…)
Nun?
Nun?
Die Lösung ist: a), c), b).
Der Kirschholzschrank ist nach alter Schreinersitte gearbeitet: Nut und Feder, Schwalbenschwanz, zusammengesteckt und verdübelt, keine Schrauben, eine Wonne zum Ab- und Aufbauen. Man kann das Möbel unendlich oft auseinandernehmen, es wird immer halten. Wertarbeit.
BILLY®, von dem man ja – wie von IVAR® und EXPEDIT® – spricht, dass er keinen Umzug überlebt, hat nun seine vierte Züglete, seinen vierten Umzug, seinen vierten Wohnungswechsel überstanden. Am Ufhabiweg in Lörrach aufgebaut, reiste er (eigentlich reisten und sie, denn es sind drei) an den Leonhardsberg, in die Hammerstrasse, in die Leimenstrasse und in die Casinostrasse. Und stehen wie Einsen.
Das Vintage-Möbel der Firma Dorfwahn (BE), das – eben weil Vintage und Vintage ist gefragt – nicht einmal billig war, fiel auseinander. Ein Zügeln war unmöglich. Die Seitenwände waren nun wirklich auch nur Pressspan.
Wieder einmal Pluspunkte für das Schwedische Möbelhaus…
Am Dienstag die dritte und letzte Folge.
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