Ich habe ja immer schon gerne über Sprichwörter geschrieben. Und wenn man so über Sprichwörter schreibt, merkt man, dass es drei Arten gibt, es gibt welche, die stimmen, es gibt welche, die totaler Quatsch sind und es gibt welche, die stimmen, aber sehr heikel sind und die man eigentlich nur alle 345 Jahre benutzen sollte.
Zur ersten Art gehören Sätze wie
Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse.
Wenn dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Glatteis.
Das kennen wir, das kennen wir gut, wenn die Kontrolle und vor allem die Selbstkontrolle aufgegeben werden, dann fangen wir an zu spinnen und wagen zu viel, wenn es uns richtig gut geht, wenn alles OK ist, dann feiern wir Partys und trinken und rauchen zu viel, machen Blödsinn und Firlefanz und wenn der Chef eine Woche in Urlaub ist, dann finden diese Partys eben auch im Büro statt. Nein, komischerweise brauchen wir stets ein Quantum an Kontrolle und (leider) auch ein Quantum an Angst und Unwohlsein.
Zur zweiten Art gehören Sätze wie
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Morgenstund hat Gold im Mund.
Alles das ist so bitter kapitalistisch, calvinistisch, so moralinsauer, dass man nur speien kann. Es gibt nun mal – das hat die Psychologie längst bewiesen – Menschen mit verschiedenem Biorhythmus, es gibt aber auch Menschen mit verschiedenem Lebensrhythmus, es gibt Lerchen und Eulen, also Leute, die früh etwas leisten und solche, die erst am Nachmittag zur Höchstform auflaufen, genauso gibt es Frühreife und Spätzünder.
Zur dritten Art (und um die wird es heute gehen) gehören
Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
Quod licet Iovi, non licet bovi.
Sätze, die irgendwie und irgendwo stimmen, die aber in ihrer Verwendung extrem heikel sind. Das mit dem Hobeln zum Beispiel, das wird immer dann eingesetzt, wenn brutale und fiese Massnahmen, die den falschen Leuten schaden, aus dem Ruder laufen. Das Sprichwort wird zum Beispiel eingesetzt, wenn eine Grossmacht ein Terroristennest ausheben will und sie Bomben wirft, Bomben, die dann dummerweise ein Kinderspital treffen. «Kollateralschaden» nennt man – in zynischster Weise – solche Dinge. Das Sprichwort wird aber auch eingesetzt, wenn McKinsey in ein Unternehmen einfällt, um dieses zu sanieren und dann halt eine ganze Menge von Leuten entlassen wird, auch Leute, die vierzig Jahre super für das Unternehmen gearbeitet haben.
Und was ist jetzt mit dem Iovi?
Was dem Jupiter erlaubt ist, das ist dem Ochsen nicht erlaubt. Das ist natürlich ein Satz, der irgendwie stimmt, aber er ist kreuzgefährlich. Denn natürlich gibt es Privilegien, aber sie so herauszustreichen ist ziemlich gemein. Vor allem ist doch die Frage, ob der, der ein Privileg hat, wirklich als oberster Gott gesehen werden kann, und ob der Unterprivilegierte wirklich ein Ochse ist…
Selbstverständlich darf ein Lehrer rauchen und Alkohol trinken. Aber er sollte es nicht vor den Schülern tun.
Selbstverständlich muss ein Staatsoberhaupt mehr fliegen als ein normaler Bürger, auch wenn er bei den GRÜNEN ist. Aber er sollte es nicht ständig twittern…
Und natürlich darf ein britischer Premier Corona-Regeln brechen, Regeln, deren harte Einhaltung er von allen Bürgern verlangt. Natürlich darf ein britischer Premier in seinem Wohnhaus Teambildung veranstalten, Teambildung, bei der dann eben auch – und zwar nur, weil die Teambildung das verlangt – getrunken und getanzt wird.
Quod licet Iovi, …
Boris darf feiern, auch wenn das ganze Land im Lockdown ist.
Boris darf eine Fete machen, auch wenn alle sich genau das verkneifen müssen.
Die Frage ist, ob das so klug ist.
Und die Frage ist, ob Boris das noch irgendwas nützt.
Ich habe ja immer schon gerne über Sprichwörter geschrieben. Und wenn man so über Sprichwörter schreibt, merkt man, dass es drei Arten gibt, es gibt welche, die stimmen, es gibt welche, die totaler Quatsch sind und es gibt welche, die stimmen, aber sehr heikel sind und die man eigentlich nur alle 345 Jahre benutzen sollte.
Und zu diesen Sätzen gehört der schreckliche Satz
Quod licet Iovi non licet bovi.
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