Wir starten heute einen Countdown. Ja, einen Countdown. Denn wir sind kurz vor dem 1000. Post. Während wir neulich mit viel (virtuellem) Schampus 10 Jahre Glosse gefeiert haben, nähern wir uns nun der tausendsten Satire.
Wir zählen also nun five – four – three – two – one?
Aber:
Müsste es nicht four – three – two – one – zero heissen? Also bei „null“ der 1000. Post erscheinen? Müsste es doch. Also müssen wir bei 4 beginnen, dann kommen wir hin.
Also heute vier.
Zeigen Sie mir doch mal grade die 4. Nicht auf der Tastatur! Mit den Händen. Aha, Sie sind Schweizer. Aha. Und Sie sind Deutscher. Woran ich das sehe?
Die Schweizer zählen auf die folgende Art: 1 = Daumen, 2 = Daumen und Zeigefinger, 3 = Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, 4 = Daumen auf der Handfläche versteckt, 5 = alle fünf.
Die Deutschen zählen auf die folgende Art: 1 = Daumen, 2 = Daumen und Zeigefinger, 3 = Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, 4 = Kleiner Finger auf der Handfläche versteckt, 5 = alle fünf.
In beiden Fällen zeigt man dem Gegenüber den Handrücken.
(Das tut jetzt nichts zur Sache, aber die Engländer beginnen mit dem Zeigefinger, dann kommen alle Finger dazu und am Ende der Daumen, wenn Sie also vorhin nach Schweizer Art aufgestreckt haben, könnten Sie auch Engländer sein. Ich habe im Netz keinen Hinweis auf Nationen gefunden, die ihr Zählen mit dem Mittelfinger beginnen…)
Wir sehen also die Integration durch Handzeichen.
Wie gut hat sich Klaas Feddersen in Deitingen (SO) eingelebt? Er ist in mehreren Vereinen, seine Kinder gehen in die örtliche Sekundarschule. Klaas kennt viele Leute im Ort, er sagt nicht mehr „Fahrrad“, sondern „Velo“, er sagt nicht mehr „halten“, sondern „heben“, und er steht an den Bahnhöfen auf der richtigen Seite. (Die Eidgenossen haben im Bahnverkehr Linksverkehr!)
Aber: Klaas, zeige mir deine 4!
Wie gut hat sich Gesine Dönhoff im Zürcher Unterland eingelebt? Sie hat inzwischen sogar den Schweizer Pass, sie kann hervorragende Rösti und ein exzellentes Fondue machen, sie ist im Gemeinderat und im Kirchenvorstand.
Aber: Gesine, zeige mir deine 4!
Diese 4 zeigt aber auch den elementaren Unterschied zwischen den Teutonen und den Eidgenossen. Versuchen Sie mal beide Arten, strecken Sie den Daumen nach hinten und dann mal den Kleinen Finger. Was ist praktischer?
Natürlich die erste Variante.
Wenn Sie jetzt die Hand auf die Tischplatte legen und jeden Finger einmal heben, dann werden Sie sehen, dass kein Finger so schlecht zu heben ist, wie der Ringfinger. Desgleichen geht der Kleine Finger nicht wirklich auf die Handfläche. Die beiden Finger teilen sich einige Streckmuskel.
(Robert Schumann soll – so ging die Mär in meiner Jugend – die Ringfinger in eine Schlinge gesteckt haben, um sie zu stärken, und damit die ganzen Hände versaut haben. Das würde jetzt schön passen, ist aber inzwischen widerlegt, Schumann hatte einen Apparat für alle Finger, und der hat wahrscheinlich mit seinen Handproblemen nichts zu tun…)
Auf jeden Fall ist die deutsche Methode bescheuert.
Und das zeigt wieder einmal die teutonische Tendenz, Dinge so ungeschickt und kompliziert, so anstrengend und schwierig wie möglich zu machen.
Wie lange braucht Klaas in Deitingen für seine Steuererklärung? Zwei Stunden. In Rehm-Flehde-Bargen hätte er zwei Tage gebraucht, wenn er es überhaupt alleine geschafft hätte. Das liegt daran, dass man in der Schweiz mit Pauschalen rechnet.
Wie viel Sorgen muss sich Gesine um ihre Rente machen? Auf jeden Fall weniger im Züribiet als in Hellschen-Heringsand-Unterschaar. (Ich liebe diese Tripelnamenorte, es gibt – wie Sie wissen – nur zwei davon in Deutschland.) Denn in der Schweiz zahlen alle in ein Rentensystem ein, und diese AHV ist auf jeden Fall sicherer als die deutsche Rente.
Es gäbe noch viel mehr Beispiele, die zeigen: Wenn es zwei Möglichkeiten gibt, dann wählt der Eidgenosse die einfache und der Teutone die komplizierte.
Wir starten heute einen Countdown. Ja, einen Countdown. Denn wir sind kurz vor dem 1000. Post. Während wir neulich mit viel (virtuellem) Schampus 10 Jahre Glosse gefeiert haben, nähern wir uns nun der tausendsten Satire.
Wir zählen also nun four – three – two – one – zero.
Und wir tun es mit den Fingern.
Und ich bitte alle deutschen Leserinnen und Leser, es mal auf die „Daumen nach hinten“-Variante zu probieren.
Es ist so viel bequemer.
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