Dienstag, 7. Dezember 2021

Manchmal muss ich Dinge nachschlagen

Wissen Sie, was ich mit Günter Jauch gemeinsam habe?
Nein, ich meine nicht das gute Aussehen oder die deutsche Herkunft. Auch nicht den Jahrgang, nein, der ist nicht gleich, Jauch hat 1956 und ich 1965, das ist ein Unterschied von 11 Jahren, ja, ich bin jünger, warum ich dann so weissgraue Haare habe? Günti färbt, aber wir kommen vom Thema ab. Was habe ich mit Günti gemeinsam?
Man hält uns für klüger, intelligenter und gebildeter als wir sind.

Es gibt wirklich Menschen, die denken, wenn Günti die Frage stellt

WER ERFAND DEN DETEKTIV DUPIN UND DAMIT DEN DETEKTIVROMAN IN HEUTIGER FORM?
A Edgar Allen Poe
B Nathaniel Hawthorne
C Mark Twain
D James Fenimore Cooper

dann weiss er sofort, dass es A ist, weil er es weiss, er weiss es aber, weil auf seinem – und natürlich nur auf seinem – Bildschirm die Antwort farbig unterlegt ist. Zugegeben, Jauch weiss viel, er nimmt ja auch selbst an Quizshows teil, aber er weiss eben nicht alles.

Und mir geht es genauso. Immer wieder sprechen mich Leute an, was ich nicht alles wüsste, welche Zitate ich kenne und welche Sprichwörter, in was ich alles bewandert sei, aber bei mir ist es wie bei Günti. Nein, natürlich unterlegt sich da nix farbig, nein, ich bin ja beim Schreiben meist online und dann googele ich. (Nein, das stimmt schon, ich bin MEIST online, da ich nicht direkt in den Blog schreibe, sondern erst einmal auf WORD und dann reinkopiere…)

So habe ich im letzten Post ein paar Dinge nachsehen müssen, vor allem, weil ich ja einen Erzengel habe, einen Erzengel, der alles weiss und alles kennt, na ja, fast alles, aber auch Erzengel sind inzwischen meist online. Und wegen des Engels kann ich mir eben keine Fehler erlauben, die würde er mir sofort aufs Brot schmieren.
So musste ich mich nochmals vergewissern, dass es Pissarro und Seurat und nicht etwa Pisarro und Seurrat oder Pisaro und Seuratt heisst. Ich musste die drei jüngsten Kinder von Mann nachschlagen, klar, Erika, Klaus und Golo kennt jeder, aber hätten Sie Monika, Elisabeth und Michael gewusst? (Mein Erzengel hätte es, er arbeitet gerade (auch) über Mann…) Und beim Schillerzitat habe ich stets im Kopf, es sei aus Wilhelm Tell, aber es ist eben aus der Braut von Messina.

Und dann habe ich gegoogelt.

Jetzt sind Sie enttäuscht, nicht wahr?
Sie haben mich für den intelligentesten, klügsten und gebildetsten Menschen gehalten.
Wobei: Das sind ja eigentlich ganz verschiedene Paar Stiefel, da muss man differenzieren und aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.
Intelligenz ist – laut Wikipedia – vor allem die Fähigkeit, die Gesamtheit unterschiedlich ausgeprägter kognitiver Fähigkeiten zur Lösung eines logischen, sprachlichen, mathematischen oder sinnorientierten Problems einzusetzen. Fähigkeit! Das hat noch nichts mit Bildung zu tun. Ja, auswendig lernen kann auch ein dummer Mensch, alle Hauptstädte der Welt in sich reinschaufeln, das geht mit einem IQ von 67 oder mit einem IQ 167. Sie können mit einem IQ von 80 sich merken, dass es Pissarro und Seurat heisst. Sie können mit einem IQ von 36 eine Nacht lang die sechs Vornamen pauken, und sich das Zitat einbläuen, das geht mit 90 und mit 130.

Aber wie ist es mit der Klugheit?
Die scheint ja fast in diametralem Gegensatz zu Intelligenz UND zu Bildung stehen.
Stellen Sie sich vor, Sie haben genug Intelligenz, um den zentralen Computer des Verteidigungsministeriums zu hacken, und sie haben auch die Bildung (Sie sind nämlich studierte(r) Infomatikergendergapin.) Aber ist es KLUG, dieses Vorhaben auch in die Tat umzusetzen? Ist es nicht. Wenn Sie erwischt werden, warten die Schwedischen Gardinen auf Sie, möglicherweise sogar lebenslang.
Stellen Sie sich vor, Sie haben die Bildung und Intelligenz, Sotheby’s einen weiteren Leonardo anzubieten, allerdings haben Sie Salvator Coeli nirgendwo gefunden, sondern selbst gemalt. Aber ist es klug? Ist es nicht, es ist strafbar, und es wird Sie ächten, Sie werden z.B. zu keinen Vernissagen mehr eingeladen, und das wäre ja schrecklich.
Ich halte mich für einigermassen klug, zumindest habe ich deshalb noch keine Verbrechen verübt.

Wissen Sie, was ich mit Günter Jauch gemeinsam habe?
Nein, ich meine nicht das tolle Aussehen oder die Herkunft. Auch nicht den Jahrgang, nein, der ist nicht gleich, ich habe 1965, Jauch hat 1956, das ist ein Unterschied, ja, ich bin jünger, warum ich dann so weissgraue Haare habe? Günti färbt. Was habe ich mit Günti gemeinsam?
Man hält uns für klüger, intelligenter und gebildeter als wir sind.

Günti hat seinen Bildschirm.
Und ich habe Google®. – Ok, Jauch vielleicht auch.
Oh, schon wieder ein Gedicht, wie neulich beim Habemus-Post:

Ich weiss der Dinge nicht all.
Ich googele in manchem Fall.
Günter Jauch.
Tut es auch.

 

   

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