Dienstag, 11. Mai 2021

Es lebe der Holismus!

Manchmal ist es so, dass ein Post einen anderen Post nach sich zieht. Da hat man ein Stichwort gesetzt, ein Thema angeschnitten, einen Punkt angestossen und eine Frage gestellt. Und dann muss man da weitermachen.
Dieses Mal sind es nicht zwei Posts, die sich ergeben, es ist nur einer. Ich hatte neulich geschrieben:

Wie wird man aber be-rühmt, wie erntet man Nach-Ruhm? Ruhm und Ehre?
Man kann ein kleines schwarzes Kleid entwerfen.
Man kann eine Schokotorte entwickeln.
Man kann drei wunderbare Filme drehen und dann göttergeliebt früh sterben.
Man einen Drahtturm konstruieren.
Man kann…
Sagen wir es anders: Coco Chanel, Franz Sacher, James Dean und Gustave Eiffel haben sich in die Ewigkeit katapultiert.

Nun haben mir Leute gesagt, ich solle nicht ständig so zusammenhanglose Sachen schreiben. Zusammenhanglos?
Nein, das gibt es gar nicht. Ok, ich muss mich outen: Ich bin absolut überzeugter Holist. Ich bin gewiss, dass alles mit allem zusammenhängt. Wenn ich hier und heute auf meinen Tisch spucke, dann hat das eine Auswirkung auf die Wäsche einer Taiwanesin, und wenn in Chile ein Affe ein Stück Zucker stiehlt, dann fällt in Nordfinnland ein Baum um.

Nun sagen Sie mit Recht, ich müsste das nun auch anhand der vier Beispiele oben belegen können.
Aber das kann ich ja:
Das Sacher schreibt auf seiner Homepage: „Eleganz ist Ablehnung“, sagte Coco Chanel später – und ja, Franz Sacher hat bei der Herstellung seiner Torte tatsächlich alles Zusätzliche abgelehnt.
Voila.
Ja, und dass Coco nicht aus dem Haus konnte, ohne einen Blick auf den Turm des Monsieur Eiffel zu werfen, das ist ja auch klar.

Bei den weiteren Dingen müssen wir nun ein wenig spekulieren, aber das ist ja gerade das Tolle am Holismus, wenn es nicht passt, wird es passend gemacht. Denn wenn es Postulat ist, dass alles mit allem zusammenhängt, dann MUSS es ja ein Bindeglied geben, man hat es einfach noch nicht gefunden. Das ist doch super.
So war Eiffel zum Beispiel auch in Budapest zugange, er baute dort am Westbahnhof. Nun ging in damaligen Zeiten eine Zugfahrt von Paris nach Budapest über Wien, und wo sollte ein Herr Eiffel dort absteigen, wenn nicht im Sacher?

James Dean ist nun ein bisschen schwieriger. Er war nie in Wien oder Paris, er hätte das sicher irgendwann gemacht, aber hier kam ihm halt sein früher Tod in die Quere. Aber das ist ja gerade das Tolle am Holismus, wenn es nicht passt, wird es passend gemacht. Denn wenn es Postulat ist, dass alles mit allem zusammenhängt, dann MUSS es ja ein Bindeglied geben, man hat es einfach noch nicht gefunden, das ist doch super, also wenden wir ein wenig die Brechstange an:

Es gibt Gerüchte, dass Dean ein- oder zwei Male Audrey Hepburn gedatet hat, und was hat die Hepburn getragen? Richtig – das kleine Schwarze von Coco. Und vielleicht waren die beiden in einem Diner, wo es Sachertorte gab, auf Kuchen mit Schoko sind die Amis ja ganz wild.

Und welches Buch (sein Lieblingsbuch) wollte Dean unbedingt verfilmen? «Der kleine Prinz», das Buch jenes Fliegers, der seine Schulbildung im Schatten des Eiffelturms erhielt. Übrigens hat sich Gustave Eiffel am Ende seines Lebens mit Aerodynamik beschäftigt.

Alles hängt mit allem zusammen.
Coco mit Eiffel, Eiffel mit Sacher und Dean mit Coco.

Es lebe der Holismus.

Einer der schönsten holistischen Texte ist übrigens der:

Spielt ein Neger auf der Flöte Palestrina
Am Girardiplatz, im Jänner, wenn es schneit
Ja, dann teilen sich die Wolken über China
Und in Moskau spricht die jüngste Ballerina:
"Es ist Frühlingszeit
Es ist Frühlingszeit
Es ist Frühlingszeit!"

Dreht ein Mädchen namens Mia sich gen Mekka
Und der Wind zerreisst das Band auf ihrem Hut
Ja, dann wird man in Skutari plötzlich kecker
Und in Sofia beginnt ein Streik der Bäcker
Dann ist alles gut
Dann ist alles gut
Dann ist alles gut! 

Ob aber der Autor – Wiener und Wien-Hasser – oft (oder überhaupt) im Sacher war, konnte ich nicht ausfindig machen…

P.S. Die erste Zeile ist natürlich heute politisch unkorrekt, man muss sie aber als zeitbezogen (das Lied ist sehr, sehr alt) so stehen lassen.


 




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